Unter dem Begriff der sog. Erstdrucke versteht man bei den zweifarbigen Pfennigwerten Marken mit „fetter" Inschrift und bei den Markwerten solche in Linienzähnung 11 1/2. Genau genommen handelt es sich aber bei den Pfennigwerten um Essais und bei den Markwerten um Probedrucke.
Da der Begriff der Erstdrucke jedoch in der Literatur eingeführt ist, wird er nachstehend auch alternativ verwendet.
Die sog. fette Inschrift unterscheidet sich in Breite und Größe der Inschrift sowohl von den einfarbigen als auch von den zweifarbigen Werten der normalen Schalterausgabe (Abb.). Abweichungen lassen sich aber nicht nur in der Inschrift feststellen. Auch in der Zeichnung des Mittelstücks und teils in der Zeichnung der Wertziffern sind Unterschiede auszumachen. Insbesondere die rechte Begrenzungslinie des Mittelstücks im Nacken der Germania ist dünner als die der normalen zweifarbigen Werte.
Bei der späteren Massenauflage finden sich mitunter Stücke, die auf den ersten Blick mit einer „fetten" Inschrift verwechselt werden können, auf den zweiten Blick jedoch weder die Gesamtbreite erreichen noch die anderen Kennzeichen aufweisen. Die Ursache dieser nur breiteren Inschrift dürfte im größeren Anpreßdruck der Druckmaschine liegen.
Die Schilderung des Zustandekommens der „fetten“ Inschrift muß anhand zweier Grundthesen alternativ erfolgen. Dies liegt im wesentlichen an den mehr oder weniger nur vagen Sekundärquellen in der Literatur. Amtliche Unterlagen zu den Vorgängen stehen leider nicht zur Verfügung.
Die erste, in der Literatur (21) dargestellte These, auf die sich im wesentlichen alle weiteren Quellen beziehen, geht von einer erst durch den Massendruck erkannten Notwendigkeit der Einführung einer kleineren Inschrift aus. Einige Umstände lassen sich jedoch nicht logisch in diese Annahme einpassen. Es soll deshalb im Anschluß an die Darstellung dieser These eine Alternative entwickelt werden, die im wesentlichen davon ausgeht, daß die Notwendigkeit der Einführung einer kleineren Inschrift bereits während der Entstehung der Essais erkannt wird. Und die „fette" Inschrift somit wie die Linienzähnung bei den Markwerten nur als eine bewußte Vorsichtsmaßnahme gegen Fälschungen anzusehen ist.